a-book-a-buy, 2022, Kjubh Kunstverein e.V., Köln
La Strada_2, 2022, Hochbunker Grüner Hof /EVZK eV., Köln
Johannes, 2022, kjubh Kunstverein e.V., Köln
Array Idle Film, 2021, ZERO FOLD, Köln
Close Friends, 2020, Galerie b2_, Leipzig
Entgegnungen aller Art, 2019, Dynamite, Köln
Entgegnungen aller Art, 2019, Dynamite, Köln
Entgegnungen aller Art, 2019, Dynamite, Köln
Fantasie ist nicht das richtige Wort, 2019, Werthalle, Köln
Strohdumme Pechvögel, 2018, Kunstraum K634, Köln
Doppig, 2016, Galerie Barbara Oberem, Bremen
Totale, 2016, Maschinenhaus, Essen
Ohne Titel, 2016, keramische Wandarbeit, permanente Installation, Wohnhaus Köln
Vernehmlich, 2016, KunstWerk, Köln
Kaltes Licht, 2013, Kunstverein Reutlingen
ENDE, 2013, Kunstverein Schwerin
Langeweile der Natur, 2013, Kjubh e.V., Köln
Langeweile der Natur, 2013, Kjubh e.V., Köln
Malerei, & Grafik, 2012, S.Y.L.A.NTENHEIM, Bonn
Shift, 2012, ZERO FOLD, Köln
After, 2011, ZERO FOLD, Köln
5 x 3, 2011, Kunstraum Düsseldorf
Alify My Larder, 2010, ZERO FOLD, Köln
Dinge die sich gefällig krümmen, 2008, galerie KUB, Leipzig
The Truth Tut Gut, 2006, Montgomery, Berlin
Eddy
2022, LRRH_ Aerial, Düsseldorf
Die Flut von Signifikanten und willkürlichen Zeichen, nicht nur in unserer Gesellschaft, sondern auch in der Kunst, geht einher mit dem Verschwinden von Objekten. Christian Aberle verbringt seine Zeit am liebsten damit, Objekte herzustellen und dabei das Spiel mit der technischen Perfektion ad absurdum zu führen. In seinen Arbeiten richtet sich der Kölner Künstler stets an die Welt und ihre Maßstäbe, aber auch an sich selbst und sein Tun. Seine Präsentation Eddy ist der Auftakt von chapter_2 /kite des Ausstellungsprojekts LRRH_ Aerial.
Christian Aberles Zuneigung für die langwierige Herstellung physischer Dinge führte dazu, dass er die ursprünglich als C-Prints geplante Serie Eddy von Hand malte. Nach ersten Versuchen auf Leinwand, entschied er sich letztendlich für Nylon als Bildträger und malte die Bespannung für sechs Flugdrachen. Sie haben die Form, die jedes kleine Kind zeichnet, wenn es einen Drachen abbilden will. Dieser Prototyp-Drache heißt Eddy, benannt nach seinem Erfinder William A. Eddy (1896 – 1962).
Die sechs Rautendrachen der Serie lassen sich zu einem Objekt verbinden. Die Außenkante, die dabei entsteht, ähnelt einer Granate, einem Plug oder einem Wappen. Diese Kontur wiederum taucht Kompositions-bestimmend in jedem der sechs Drachen auf. Das Durcheinander passiver Linien, die aussehen wie Faltspuren, sind die Verbindungen aller Ecken jedes Drachen mit allen andern. Diese Struktur ist angefüllt mit feinen Modulationen in farblich klar getrennten Zonen. Die Schwänze aus flirrender Borte sind im Vergleich dazu puffig. In diesem Zusammenhang – Drachenschwänze sind kein rein dekoratives Element, sie stabilisieren den Flug.
Eddy 1 - 6 sind absolut flugfähig.
Der Gedanke, diese der Zeit abgerungenen, höchst kontrollierten Malereien tatsächlich den Launen des Winds auszusetzen, ist dennoch aufregend.
Der 17 Meter hohe Showroom indes, dessen Front, Dach und ein Großteil der Rückwand aus Glas sind, lädt geradezu dazu ein, die Drachen, wenn schon nicht fliegend, zumindest freischwebend zu präsentieren.
Array Idle Film, 2021, ZERO FOLD, Köln
Kreise (5), 2020, Papierintarsie, 29,7 x 21 cm
Geraden (4), 2020, Papierintarsie, 29,7 x 21 cm
Organisch (17), 2021, Papierintarsie, 29,7 x 21 cm
Kreise (6), 2021, Papierintarsie, 29,7 x 21 cm
Geraden (14), 2021, Papierintarsie, 29,7 x 21 cm
Geraden (13), 2021, Papierintarsie, 29,7 x 21 cm
Organisch (16), 2021, Papierintarsie, 29,7 x 21 cm
Organisch (12), 2021, Papierintarsie, 29,7 x 21 cm
Geraden (10), 2021, Papierintarsie, 29,7 x 21 cm
Kreise (3), 2020, Papierintarsie, 29,7 x 21 cm
Kreise (8), 2021, Papierintarsie, 29,7 x 21 cm
Organisch (15), 2021, Papierintarsie, 28 x 21 cm
Kreise (9), 2021, Papierintarsie, 28 x 21 cm
Organisch (8), 2021, Papierintarsie, 29,7 x 21 cm
Organisch (9), 2021, Papierintarsie, 29,7 x 21 cm
Organisch (14), 2021, Papierintarsie, 29,7 x 21 cm
Organisch (10), 2021, Papierintarsie, 29,7 x 21 cm
Organisch (2), 2021, Papierintarsie, 29,7 x 21 cm
Organisch (1), 2020, Papierintarsie, 29,7 x 21 cm
Kreise (7), 2021, Papierintarsie, 29,7 x 21 cm
Geraden (9), 2021, Papierintarsie, 29,7 x 21 cm
Geraden (6), 2021, Papierintarsie, 29,7 x 21 cm
Geraden (2), 2020, Papierintarsie, 29,7 x 21 cm
Organisch (7), 2020, Papierintarsie, 29,7 x 21 cm
Geraden (7), 2020, Papierintarsie, 29,7 x 21 cm
Organisch (3), 2020, Papierintarsie, 29,7 x 21 cm
Geraden (1), 2020, Papierintarsie, 29,7 x 21 cm
Kreise (11), 2021, Papierintarsie, 29,7 x 21 cm
Kreise (4), 2020, Papierintarsie, 29,7 x 21 cm
Array Idle Film
ZERO FOLD, Köln, 2021
Ausstellungsabbildungen & Text (Birgit Laskowski)
ZERO UNFOLD, kleines Gespräch mit Künstler Christian Aberle über Perfektionismus und Kollaboration (Vimeo)
Papierschnipselpoesie
Ein Portrait des Kölner Künstlers Christian Aberle
Stadtrevue Köln, Ausgabe: 5/2021
Man muss schon sehr genau hinsehen, will man die feinen Unterschiede bemerken, die das multimediale Werk von Christian Aberle in seiner Essenz ausmachen. Im Vorfeld seiner Ausstellung Array Idle Film im Projektraum ZERO FOLD etwa befasst sich der 1974 in Eberbach am Neckar geborene Künstler nach eigener Aussage intensiv mit der "starken Ästhetik des Papiers". In Köln ist Aberle kein Unbekannter, hat er sich doch neben zahlreichen Präsentationen seines Werks bei kjubh e. V. und Dynamite oder durch DJ-Auftritte etwa im Museum Ludwig einen Namen gemacht. Gerade ist Aberles erste fiktionale Erzählung Nächstes Mal komme ich zu dir in den Dreck erschienen, veröffentlicht vom Kölner Verlag Strzelecki Books.
Bei der gemeinsamen Begehung des winzigen Ausstellungsraums in der Albertusstraße, strategisch günstig und fast exakt zwischen Walther König und Bittner gelegen, folgt man dem einfühlsamen Blick des vielseitigen Künstlers, der das Banale ins Besondere verwandelt. Die Begeisterung, mit der Aberle den Betrachter an die verschiedenen Papiersorten heranführt, lenkt die Aufmerksamkeit auf die kaum wahrnehmbaren Nuancen der herkömmlich weiß bezeichneten Papiersorten. Aberle erklärt, wie er durch das Nebeneinanderlegen zweier Blätter den ästhetischen Eigenwert ihrer Grundtöne entdeckte. Fasziniert von ihrer kontrastierenden Farbintensität setzte er den altersbedingten Gelbstich einer Papiersorte gegen den fliederfarbenen Grundton einer anderen, der "plötzlich violett leuchtete".
Bei näherer Betrachtung der in der Installation auf einer leichten, zwischen Decke und Fußboden gespannten Papiersäule angebrachten Einzelblätter zeigt sich ein minutiöses, ja mikroskopisches Handwerk: Sie erweisen sich als aufwändig gefertigte Einlegearbeiten aus kleinsten Komponenten, geschöpft aus losen Schnipseln, Karo- oder Millimeterpapier und alten Comic-Heften.
Das "Auseinanderschneiden und Zusammensetzen entspricht meiner Weltsicht, denn ich finde es gut, verschiedene Dinge zu kombinieren, die nicht zusammenpassen." So hat Aberle beispielsweise einzelne Quadrate eines Karopapiers ausgeschnitten und durch verschiedene Augenpaare der drei Neffen von Donald Duck ersetzt, die frech aus den entstandenen Öffnungen blitzen. Für manche seiner Intarsien zerteilt Aberle Seiten alter Comichefte nun derart, dass er den umlaufenden Rahmen der Seite — unter Aussparung der enthaltenen erzählenden Felder — freilegt und ins Bild setzt, also zur bildgebenden formalen Struktur werden lässt, ebenso die trennenden Grate zwischen den Einzelbildern des Comics. Damit wird die vormalige Darstellung zur Leerstelle und die Zwischenräume, rein grafische Gliederungselemente, beinahe zeichenhaft in den Vordergrund gerückt.
Solche Umbildungen kommen im Werk von Aberle häufig vor. In ihnen erfährt das Ausgesparte, Freigelassene eine gleichwertige Behandlung, Grund und Figur durchdringen sich in seiner Malerei ebenso wie Positiv- und Negativformen, An- und Abwesenheit. Bekanntem, Banalem wird auch in seinen Monotypien aus in Tusche getränkten Tempo-Taschentüchern eine neue Perspektive eröffnet. Ebenso wie in der spielerischen Kombinatorik seiner Anagramme. Hier erprobt Aberle sezierend systematisch die entstehenden Freiräume — Räume für Umdeutungen — und stellt die Reihenfolge jener unverkennbaren Lettern der Unterschrift von Walt Disney selbstbewußt um: I went sadly.
Die vorgefundenen Dinge bilden stets den materiellen und motivischen Rahmen, der zugleich Aberles schöpferischer Spielraum ist. Die künstlerische Aneignung von Minderwertigem mit bescheidenen Mitteln interessiert ihn mehr als Ultra-Design. Dieser Ansatz verbindet ihn mit den Künstler*innen Geta Brătescu und Paul Thek. Sein Ziel ist es, Material und Textur darzustellen: "Ich speise mich aus dem Abseitigen, etwas Beeinträchtigten, Verletzlichen, Organischen, Echten." Für sein Schaffen benutzt er stets "eine gefundene Vorlage, die am Liebsten irgendeinen Twist hat." Diesen Twist kann die Scherbe einer Tasse, ein ausgerissenes Stück Papier, ein Spinnennetz, ein Baugerüst, aber auch die Spiegelung im Waschbecken seines Frisörs aufweisen.
Durch die formale Sparsamkeit, den Minimalismus seiner Kompositionen erlangen Aberles Formen eine Eigenständigkeit als konkrete Einheiten. Aus dem Gesamtzusammenhang gelöst, begegnen sie uns als isolierte Versatzstücke der Realität, so dass sich immer wieder die Frage stellt: Was ist das eigentlich? Formal und inhaltlich macht Aberle wenige Vorgaben. Er füllt die Leerstellen nicht, sondern, im Gegenteil, macht sie sichtbar.
Zum Schluss erzählt Aberle, dass viele Betrachtende irritiert reagieren, sich mit der Uneindeutigkeit seines Werks alleingelassen fühlen. Der Künstler selbst ist dabei entspannt. "Die Unsicherheit, die ich mit meiner Kunst verbreite, kann ich gut aushalten."
Bettina Haiss